- Geschrieben von: Elisabeth Hesse
Museen sind langweilig und verstaubt?
Wer so denkt, der irrt gewaltig. Und war offensichtlich noch nie in Wasbüttel zu Gast. Dort ist nämlich im Keller von Elisabeth Hesse aus einem seltenen Hobby ein ganz besonderes Museum entstanden: Die Wasbüttelerin verfügt über mittlerweile mehr als 500 Nachttöpfe aus aller Herren Länder. Die Besucher staunen nicht schlecht, wie die zahlreichen Einträge in den Gästebüchern belegen.
Eigentlich hatte Elisabeth Hesse 1986 doch nur ein paar Deko-Gegenstände für die Gästetoilette gesucht. Ein weißer Nachttopf mit Goldrand aus den 20er Jahren sollte allerdings der Anfang einer grandiosen Sammlung sein. Wer die Treppe in den Keller hinuntersteigt, trifft bereits auf die ersten Ausstellungsstücke. Eine Puppe sitzt auf einem Hochstuhl, der in wenigen Sekunden zum Toilettenstuhl umfunktioniert werden kann. Waschschüssel, Plakate und Toilettenpapierhalte empfangen den Besucher schon, bevor er das eigentliche Herzstück des Museums betritt.
Elisabeth Hesse besitzt mehr als 500 Nachttöpfe
Im Kellerraum stehen rund 500 Nachttöpfe - alle ordentlich in Reih und Glied, auf langen Regalbrettern und der Reihe nach nummeriert. „Die meisten Nachttöpfe habe ich auf Flohmärkten erstanden" sagt Hesse, auf die sogar schon einige Fernsehsender aufmerksam geworden sind. Arte und RTL haben bereits über die außergewöhnliche Sammlung der Wasbüttelerin berichtet. „Das war schon klasse. Da musste selbst der Postbote noch im Film mitspielen und ein Paket mit Nachttopf überreichen - er war auch etwas überrascht", lacht Hesse über die Anekdoten. Doch auch Studenten der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig haben schon bei der leidenschaftlichen Sammlerin angeklopft und über ihr seltenes Hobby berichtet.
Zwei Lieblingsstücke hat Elisabeth Hesse, die ihren Keller nicht nur mit Nachttöpfen, sondern auch mit Hockern, Toilettenstühlen, Toilettenpapier-Spendern und anderen kleinen Dingen rund ums WC gespickt hat, ausgerechnet nicht auf dem Flohmarkt ersteigert. „Auf einer Ausstellung in Bayreuth habe ich die chinesischen Nachttöpfe erblickt", erinnert sich Hesse zurück. „Zwei davon konnte ich auch wirklich ersteigern, billig waren die allerdings nicht", sagt sie. Ein Grund mehr, das die Prunkstücke ihrer Sammlung auch einen ganz besonderen Platz bekommen haben und in einer gläsernen Vitrine stehen.
Ein Welfen-Set erinnert an Hannover, Töpfe aus Meißner Porzellan zeugen von Wert - was man aber nicht merkt, ist glücklicherweise, dass die meisten der Töpfe benutzt sind. Ordentlich ausgewaschen stehen sie in Reih und Glied. Wenn Elisabeth Hesse ihr Nachttopfmuseum allerdings abstauben will, ist das durchaus eine längerfristige Angelegenheit. „Das schafft man nicht an einem Tag", lacht die Wasbüttelerin. Wer einen Rundgang durchs Museum unternehmen möchte, braucht dafür nicht das nötige Kleingeld in der Tasche. Denn Eintritt kostet das Nachttopfmuseum nicht. „Mir macht es Spaß und der Kontakt mit den Besuchern hat schon viele tolle Erlebnisse hervorgebracht" sagt Elisabeth Hesse.